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Geduld zahlt sich aus

Bereits im Februar sind wir mit dem Ziel Wetterhorn ins Haslital gereist. Wegen der vereisten Strasse nach Rosenlaui mussten wir damals bereits bei der Anreise kapitulieren. Das lange Warten hat sich nun mehr als ausbezahlt.

 

Am Montagabend sind wir mit Sämi nach Meiringen und dann weiter, die Passstrasse Richtung Grosse Scheidegg bis nach Rosenlaui gefahren. Unten blühen bereits die Wiesen und die Strasse war aper und zum Glück kamen uns keine Autos entgegen. Der Parkplatz bei der Schlucht war leer und wir konnten unser Nachtlager aufschlagen. Bei unserer Ankunft hat es noch leicht aus den Wolken geschneit. Die Nacht war kalt und klar. Kurz vor halb sechs brachen wir auf. Zwei Tourengeher waren bereits eine Stunde zuvor gestartet, wir konnten also den Spuren folgen. Die Verhältnisse waren von Beginn weg grandios. Den ersten Teil bis zum Biwak konnten wir ohne Harsteisen hinter uns bringen und kamen dementsprechend zügig vorwärts. Ab Betreten des Gletschers war die Sonne unsere Begleiterin, es war nicht zu heiss und praktisch windstill. Seit 2017 war ich nie mehr auf dem Wetterhorn. Bei meiner ersten Besteigung im 2011 reichte der Gletscher noch deutlich weiter ins Tal. Ziemlich traurig, diesen Rückgang mitansehen zu müssen. Umso schöner, dass ich den Gletscher noch nie so gut eingeschneit wie in diesem Winter erlebt habe. Vielleicht kann der Rückgang so etwas verlangsamt werden!! Die frisch verschneiten Abbrüche, die Weite und die Ruhe waren atemberaubend. Auch die Traverse beim Wellhornsattel war super eingeschneit. Kurz vor dem letzten Steilhang zum Wettersattel holten wir die beiden vor uns Gestarteten ein. Ein Bergführer mit Gast. Der Bergführer erkannte uns wieder, ihn hatten wir im März bereits in der Tuoihütte getroffen. Wie klein die Welt doch ist. 

 

Nach uns kam noch ein weiterer Bergführer mit Gast. Da Roger und ich vor den anderen die Steigeisen etc. montiert hatten, lag die Spurarbeit auf den Gipfel nun an mir. Ich war ehrlich gesagt etwas nervös vor zwei Bergführern eine Spur zu legen. Ich habe bereits auf dem Weg zum Sattel den Gipfelaufstieg studiert und mir eine Route vorgenommen. Das Spuren war hammer cool. Einen Gipfelaufstieg konnte ich noch nie selber anspuren. Als ich sah, dass die beiden Bergführer mit ihrem Gast meiner Spur folgten, gab es mir Zuversicht und Selbstvertrauen. Oben angekommen hatten wir eine unglaublich schöne Aussicht. Die beiden Bergführer dankten mir fürs Spuren und lobten meine Spurführung ☺️. Das hat mich wirklich sehr gefreut und auch Roger gab mir das zu spüren. Wir gratulierten uns alle gegenseitig und genossen den Gipfel zu sechst.

 

Auch der Abstieg vom Gipfel ging gut. Macht mir das Runtergehen mit Steigeisen in einer steilen Flanke meistens mehr Sorgen als der Aufstieg. Schön, dass Roger und ich am Berg so gut harmonieren. Er gibt mir Sicherheit und wir können uns aufeinander verlassen und sagen, falls uns unwohl ist, oder wir lieber angeseilt unterwegs sein möchten. 

 

Die Abfahrt die dann folgte war bis zum Biwak einfach nur traumhaft. Pulverschnee und unverspurte Hänge. Sonnenschein, kein Wind und für einmal keine kalten Finger!! Der Schlussteil durch den Wald war nicht mehr so prickelnd. Wir hätten besser auf die beiden Bergführer gewartet, die kannten natürlich einen besseren Weg. 😆

 

Das Warten auf das Wetterhorn hat sich gelohnt. Zurück bei Sämi haben wir noch unsere Dachterrasse eingeweiht. Einen Kaffee unter dieser eindrücklichen Bergkulisse auf unserer Dachterrasse geniessen zu können war dann noch das sogenannte Sahnehäubchen auf der Torte!! 😍

 

Pura vida

Cristina

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Kommentare: 1
  • #1

    Gaby (Donnerstag, 22 April 2021 09:41)

    Grandios, wie herrlich, dass ich mit euch geniessen kann.
    Ich habe die grandiosen Aussichten genossen. Nur habe ich nicht verstanden: bei den Photos vom Aufstieg sehe ich kein Gepäck, das die Form von Skien hätte. Bei der Abfahrt tragt ihr deutlich Ski. Wie ist das mit dem Transport?
    Freue mich auf weitere inspirierende Berichte (nachdem ich nun endlich den Schritt von Instagram auf eure homepage gefunden habe. Danke für den dicken roten Pfeil!)
    Liebe Grüsse, alles Gute
    Gaby