Während es Draussen regnet, sitze ich in unserem Sämi an der Wärme und im Trockenen beim Schreiben dieses Artikels. Getreu dem Aprilwetter war auch meine Stimmung im April ein auf und ab. Von heiterem Sonnenschein bis Gewitterstimmung war alles mitdabei. Der Freiheitsdrang begleitet mich seit Kindesbeinen. Früher träumte ich davon mit Winnetou durch die Prärie zu reiten oder mit Pippi Langstrumpf die Weltmeere unsicher zu machen. Je älter ich wurde, wurden die Träume nach Freiheit nicht weniger, aber vielleicht etwas realistischer. Mit einem Bus eine längere Zeit zu reisen war immer ein grosser Traum. Mit Roger bin ich dann vor 3.5 Jahren einem weltoffenen, bereits sehr reiseerfahrenem Mann begegnet. Schon bald haben wir uns für eine gemeinsame Auszeit und Reise mit dem Bus entschieden. Zwei Jahre habe ich auf den Start hingefiebert, gespart und am Ende die Tage gezählt. Doch wie wir alle wissen, steht die Welt seit einem Jahr kopf. Meinen Job bei der Niesenbahn hatte ich bereits im Januar 2020 gekündet. Wegen meinem schlechten Gewissen hatte ich meinen Chef neun Monate vor der geplanten Abreise informiert. Mit dem Hintergedanken, dass ich vielleicht die Möglichkeit, für einen 12 monatigen unbezahlten Urlaub, erhalte. Daraus wurde leider nichts und ich musste künden. Im Nachhinein ist man immer gescheiter und ich hätte wohl besser meine Kündigungsfrist von drei Monaten abgewartet, dann hätte ich letzten März nämlich nicht gekündet. Aber wahrscheinlich entspricht das nicht meinem Naturell und ich hätte wohmöglich vor lauter schlechtem Gewissen nicht mehr schlafen können. Und weil Roger und ich zu unseren Arbeitgebern beide so ehrlich waren, konnte Roger noch ein halbes Jahr länger an der Schule bleiben und hat nun sogar für 18 Monate Urlaub erhalten. Er kann im August 2022 wieder an derselben Schule, wo er sich sehr wohl fühlt, als Sekundarlehrer einsteigen. Für mich steht die Welt offen, ich bin frei wie ein Vogel, was ja auch wunderschön ist.
Warum aber trotzdem ab und zu die Gewitterwolken über meine Leber krochen, ist, dass ich nicht frei bin, so wie ich mir das erträumt habe. Wir sind zwar frei und können jeden Tag machen was wir wollen. Wir sind unabhängig und haben unser zu Hause immer dabei. Was mir aber extrem fehlt, ist die Freiheit einfach dorthin zu fahren wo wir gerade wollen. Viele Länder sind für Touristen wegen dem Fucking Corona gesperrt. Die Situation ändert fast täglich und Informationen sind schwierig zu finden. Was ist erlaubt, wo dürfen wir uns aufhalten und frei bewegen. Brauchen wir plötzlich noch diese Impfung? Werden wir gezwungen uns zu impfen um frei zu sein? Wenn ja, wie weit gehen wir? Was lassen wir uns alles vorschreiben? Wer mich kennt, weiss, dass ich Regeln und Vorschriften überhaupt nicht mag. Ich fühle mich manchmal wie in einem Corona-Käfig. Das Bild von meinem Kindheitstraum, mit Winnetou durch die weite Prärie zu reiten, ist in weite Ferne gerutscht.
Seit Dienstagabend sind wir wieder im Tessin. Wir durften die letzten Tage an einem Testing vom Outdoor Guide Magazin teilnehmen und verschiedene Trekkingschuhe, Rucksäcke, Stöcke, Kleider, Schlafsäcke und Isomatten testen und dazu unser Feedback abgeben. Wir waren eine coole Truppe und haben neue, spannende Menschen kennengelernt. Auch konnte ich für die anderen Teilnehmer in unserem Sämi feine Espressi und Cappuccinis zubereiten. Die Kaffees kamen super an und ich bin auf den Geschmack gekommen Gäste zu bewirten!! 😃 Seit Gestern Morgen regnet es fast ununterbrochen, was der Stimmung in der Testing-Crew aber keinen Abbruch tat. Im Gegenteil, die Schuhe, Jacken und Rucksäcke konnten ausgiebig getestet werden, ob sie auch halten was sie versprechen. Auch konnten wir unsere Blache das erste Mal vor dem Eingangsbereich von Sämi aufspannen und auch gleich testen. Wir hatten zu sechst gut Platz und verbrachten gemütliche Stunden bei Bier und Wein und interessanten Gesprächen im Trockenen.
Heute Nachmittag geht es wieder zurück ins Berner Oberland. Roger ist vom 1. - 3. Mai mit drei Freunden unterwegs und ich habe den Bus und besuche Freunde und geniesse wieder mal Me-Time.
Dann warten wohl nochmals ein paar Skitouren auf uns, bevor es dann endlich mal über die Grenzen ins Ausland geht. Wohin es uns zieht, oder besser gesagt wohin es erlaubt ist zu ziehen, wissen wir zurzeit noch nicht. Hauptsache raus, frei sein und Neues entdecken. Vielleicht wartet doch noch die weite Prärie auf uns?
Pura vida
Cristina
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