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Ab in den Süden

Am Montagnachmittag lud ich mit Sämi Roger in Mülenen wieder auf. Er war drei Tage mit drei Freunden im Berner Oberland unterwegs und ich unternahm währenddessen mit Freundinnen Ausflüge in meiner "alten" Heimat und übernachtete im Sämi. 


Wieder vereint, fuhren wir zu dritt weiter ins Wallis. Wir hatten vor, den Monte Leone ab dem Simplonpass, als Abschluss unserer Skitourensaison zu besteigen. Wir bezogen unser Nachtlager direkt auf dem Pass und lagen bereits im Bett, als rund um unseren Sämi,  plötzlich viele Stimmen und lautes Motorenbrummen zu hören waren. Ich zog den Vorhang auf, um einen Blick aus dem Bullauge zu werfen. Wir waren mitten im Kriegsgebiet gelandet. Rund um uns herum wurden Panzer, Zelte und weitere Militärfahrzeuge aufgestellt. Es war saumässig laut. Irgendwann schlief ich, durch das monotome Geräusch der laufenden Motoren und des Dieselgenerators, ein. Um ca. 02.00 Uhr Morgens bin ich erwacht und zusammen mit Roger lief ich im Nachthemd aufs öffentliche WC. Bei der Rückkehr habe ich mir nur gedacht, was für eine Umweltverschmutzung und ob die Rekruten sich eigentlich vergiften wollen?? Denn, der Panzer, welcher vor uns parkiert hatte, lies die ganze Zeit den Motor laufen. Wir schliefen dann wieder weiter. Um 6.30 Uhr brachen wir mit den Skis auf. Ein paar Soldaten waren am Vorbereiten des Frühstücks aus dem Truck neben uns. Wir waren ca. 60 Höhenmeter oberhalb des Camps, als plötzlich ein Soldat in unsere Richtung rannte und wild mit den Armen fuchtelte. Als er bei uns war, teilte er uns mit, dass wir unsere Skitour abbrechen müssen. Es standen Schiessübungen mit scharfer Munition auf dem Programm. Natürlich genau auf unserer Route und auch an anderen Orten auf dem Simplon. Wir kehrten also zu Sämi zurück um die Steigeisen etc. zu deponieren und in Richtung Hübschhorn aufzubrechen. Das war eine der wenigen Möglichkeiten wo wir uns aufhalten durften. Als wir wieder aufbrechen wollten, sahen wir, dass vor dem besagten Panzer drei Personen am Boden lagen und ein weiterer Rekrut benommen aus dem Panzer stieg und dann auch gleich zusammenbrach. Roger meinte nur, die armen Kerle, die müssen bereits früh am Morgen Rettungsübungen machen. Wir haben nichts weiter gedacht und brachen Richtung Hübschhorn auf. Nach ca. 15 Minuten sahen wir zwei Helikopter der REGA im Anflug und wie diese an unserem Übernachtungsplatz zu Boden gingen. Ich sagte zu Roger, wohl doch keine Übung, die haben sich tatsächlich im Ernst vergast!! Wir liefen weiter, bis wir irgendwann die Tour abbrechen mussten. Südseitig hatte es praktisch keinen Schnee mehr und uns durch das Labyrint von Steinen und Felsbrocken zu schlängeln, darauf hatten wir, nach fast 70 Skitouren und Pulverschnee ohne Ende, dann wirklich keine Lust mehr. Wir brachen ab und genossen die letzte Abfahrt zurück zu Sämi. Dort war mittlerweile die Polizei, sowie weitere Notärzte auf Platz. Wir beobachteten das Geschehen bei einem Cappuccino aus unserem Sämi. Zum Glück wurden wir von der Polizei nicht auch noch befragt!! Nach dem Kaffee fuhren wir weiter ins Goms zu meinem Wohnwagen. Ich konnte diesen in der Zwischenzeit verkaufen. Wir räumten noch meine letzten Sachen weg. Ich verabschiedete mich von Ben (so hiess mein Wohnwagen) und dem Campingwart. Beim Wegfahren wurde ich dann noch von den Emotionen überrollt. Es flossen noch einige Tränen meine Wangen runter. Vier Jahre war ich Besitzerin von Ben. Für 1.5 Jahre habe ich im Wohnwagen fix gelebt und die restliche Zeit war es unser gemeinsames, zweites Zuhause im Goms. Es ist Zeit weiter zu ziehen. Ein Kapitel geht zu Ende und ein Neues wird eröffnet. 


Wir fuhren dann wieder zurück nach Sisseln zu Rogers Eltern. Hier haben wir die letzten Tage und das Regenwetter genutzt um unsere Reise weiterzuplanen. Die Winterausrüstung wurde mit der Sommerausrüstung ausgetauscht, zusätzliche Features am Bus gebaut, alles geputzt und gewaschen. Heute waren wir beim Arzt und absolvierten einen Corona-Test. Das, hoffentlich negative,Testresultat sollten wir Morgen erhalten. Anschliessend machen wir uns auf den Weg in Richtung Spanien. Spanien und Portugal dürfen wir ohne Quarantäne und unbeschränkt bereisen. Wir freuen uns auf die bevorstehenden Abenteuer und endlich mal etwas Abstand von der Schweiz zu bekommen und uns immerhin in Spanien und Portugal wieder annähernd frei zu fühlen. 


Pura vida

Cristina

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