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Wilde Abruzzen

Heftige Gewitter und starker Regen in den Dolomiten beinflussten unsere kurzfristige Routenänderung in Richtung Abruzzen. Von den Abruzzen haben wir viel gelesen und wunderschöne Bilder im Internet entdeckt. Für uns beide noch völliges Neuland und dementsprechend viel Neues zu entdecken.


Unsere erste Nacht verbrachten wir etwas oberhalb von Assisi. Tagsdarauf erkundeten wir wie immer eine Stadt mit mir, möglichst früh am Morgen, wenn die Ramschläden noch geschlossen haben und praktisch keine weiteren Touristen unterwegs sind. Den obligaten Cappuccino zusammen mit einem Croissant gab es in einem herzigen Café im Altstädtli. Nach der Besichtigung fuhren wir weiter in die Berge der Abruzzen. An einem schönen See fanden wir ein ruhiges und schattiges Plätzchen für die nächsten Nächte. Es war Erholung angesagt mit baden im See, SUP, viel lesen und einfach mal die Seele baumeln lassen. Ich konnte es dann aber nicht lassen und habe die Gegend auf zwei kurzen Touren mit meinem Gravelbike erkundet. 


Wir zogen dann weiter in den Nationalpark Gran Sasso. Eine wunderschöne, sehr wilde und eindrückliche Gegend. Roger erinnerte die Gegend einwenig an die Mongolei, nur die Jurten fehlten. Das tolle an den Abruzzen ist, dass Camper sehr willkommen sind. Es gibt keine Verbotstafeln und wir konnten überall wild campen. Es waren sehr viele Italiener mit ihren Campern unterwegs. Weitere Ausländer sahen wir praktisch keine. Und zum Glück zieht es die meisten Camper wie Herdentiere immer alle an denselben Ort. So hatten wir auch im Gran Sasso Nationalpark wunderschöne Plätze für uns alleine. Wir wurden mit atemberaubenden Sonnenauf- und Untergängen verwöhnt. 


Die Gegend erkundeten wir zu Fuss auf meist eimsamen Pfaden. Das Highlight war eine zweitägige Gratwanderung mit zum Teil spannender, einfacher Kletterei an bestem Kalk. Auf dem Grat begegneten wir keiner Menschenseele. Übernachtet haben wir an einem schönen Ort mitten auf dem Grat mit herrlicher Aussicht bis auf die Adria. Am zweiten Tag kamen uns dann beim Abstieg über die Normalroute des höchsten Berges des Apenningebirges, Corno Grande, unzählige komische Gestalten entgegen. Wir staunten nicht schlecht was da alles für Menschen auf diesen Berg watscheln. Da man mit dem Auto und der Bergbahn sehr weit nach oben fahren kann, tummelten sich dementsprechend viele Menschen auf diesem Weg. Wir waren froh, als wir nach dem Pass die Menschenmassen wieder hinter uns lassen und in die Einsamkeit abtauchen konnten. Die Abruzzen haben es uns angetan und ich habe viele interessante Möglichkeiten für geniale Skitouren entdeckt. Ich will unbedingt mal im Winter zurückkommen. 


Es gäbe in den Abruzzen noch weitere Nationalpärke. Doch zum Teil sind die Anzahl Besucher limmitiert und man muss auch noch bezahlen. Da wir nicht gerne abhängig sind und lieber unter uns, haben wir die Abruzzen nach einer Woche wieder verlassen. Gestern Abend sind wir in der Toskana, in der Nähe von Massa Marittima, angekommen. Wir fanden einen schönen Übernachtungsplatz, direkt neben einer heissen Quelle im Wald. Wir genossen ein herrliches Gratisbad bei Sonnenuntergang und konnten uns so auch gleich wieder mal waschen!! 😉


Heute stand eine Mountainbiketour auf den hammer coolen Singletrails rund um Massa Marittima auf dem Programm. Dank den Bäumen war die Hitze erträglich. Auf den Flowtrails mit Steilwandkurven und Anliegern fährt mir Roger zum Teil bereits um die Ohren! Nur auf technischen Wanderwegen in den Alpen bin ich ihm mit meiner 20 jährigen Bikeerfahrung noch etwas voraus!! 🙈 An Roger ist wirklich ein riesen MTB Talent verloren gegangen. Kaum zu glauben, dass er erst vor drei Jahren durch mich mit Mountainbiken begonnen hat. Und das erst noch als altes Semester mit 44 Jahren. Er hat das Biken scheinbar im Blut. Die Trails hier sind der absolute Wahnsinn, wir fuhren rauf und runter bis wir nicht mehr konnten und direkt zum nächsten Supermercado fuhren und ein ganzes, gegrilltes Poulet verdrückten.


Nun geniessen wir die etwas kühlere Abendluft bei einem italienischen Bier vor unserem Sämi. 


Es ist ein unbeschreibliches Privileg dieses ungezwungene Nomadenleben seit über sechs Monaten leben zu dürfen. Ich kann mir bereits jetzt nicht mehr vorstellen in ein "normales" 0815 Leben irgendwann zurückkehren zu müssen. Aber vorerst geniessen wir unser autonomes Leben mit unserem Sämi in vollen Zügen.


Mit sonnigen Grüssen aus Bella Italia

Cristina



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