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Mikroabenteuer in der Schweiz

Nach dem Seaside Festival in Spiez unternahmen wir am Sonntag eine Biketour mit Léa und Marco im Berner Oberland. Am Abend waren wir dann noch bei meiner Freundin Nicole und meinem Gottemeitli zum z'Nacht eingeladen. Gäbig wenn man bei Besuchen ohne schlechtes Gewissen Wein trinken kann, weil wir unser Haus und Bett ja immer mitdabei haben! 😉


Ich konnte dann mein Bike zu Tom Zahnd zur Reparatur bringen. Das Lager beim Hinterbau war komplett gebrochen und meine Bremsscheibe vorne musste auch noch ersetzt werden. Mein Trinkgeld der Gäste der Transalp konnte ich also gleich sinnvoll investieren.


Im Anschluss fuhren wir mit Sämi ins Urbachtal. Von dort ging es zu Fuss mit unserer Biwak- und Hochtourenausrüstung weiter bis zum Mattenalpsee auf 1'873 m ü. M. Beim See fanden wir ein gemütliches Plätzchen für unser Zelt. Das Abendessen genossen wir bei einer wundervollen Abendstimmung und in absoluter Ruhe unter freiem Himmel. 


Seit langem mussten wir wieder mal einen Wecker stellen. Um 05.15 Uhr hiess es aufstehen, frühstücken und nach 30 Minuten liefen wir los. Nach einer knappen Stunde passierten wir die Gaulihütte. Dort war alles noch stockdunkel und wie ausgestorben. Wir genossen die unglaubliche Ruhe und dass wir mutterseelenalleine unterwegs waren. Nach 800 Höhenmetern Aufstieg erreichten wir den Chammligrat. Der rund zwei Kilometer lange Grat bot besten Fels. Wir konnten wieder mal die Seilhandhabung und das Gehen am kurzen Seil üben. Auch die Wegfindung war spannend. Kurz vor 12 Uhr standen wir auf dem Gipfel des Hangendgletscherhorns auf 3'293 m ü. M. Oben war es windstill. Nur leichte Wolken verhinderten eine 360 Grad Rundsicht. Den Abstieg absolvierten wir über die Normalroute zurück zur Gaulihütte. Dort gönnten wir uns ein kühles Getränk. Obwohl mich die CHF 12.00 für zwei alkoholfreie Getränke dann doch ziemlich schockierten. Fast ein Viertel unseres Tagesbudgets!! 🙈 Den Cappuccino gab es dann zurück bei unserem Biwakplatz mit unserem Gaskocher. Wir packten unsere Mätteli, Schlafsäcke und das Zelt zusammen und nahmen noch den langen Abstieg zurück zu Sämi unter die Füsse. Übernachten durften wir leider nicht im Urbachtal. Auch dort gibt es überall Camperverbotstafeln. 


Am Mittwoch war wieder mal Gleitschirmfliegen angesagt. Zwei kleine Hike & Fly's in Interlaken bei wunderschönem Herbstwetter. Im Anschluss konnten wir noch unsere Bikes in Bern bei Tom abholen und übernachtet haben wir an einem unserer Geheimspots in der Region Bern!! 🚐🥰


Schon immer hatte ich die Idee mal mit dem Kajak oder Kanu die Aare bis zur Mündung zum Rhein runterzupaddeln. Rogers Vater kam mit dem Zug nach Bern und chauffierte unseren Sämi nach Sisseln. Wir packten unsere Biwakausrüstung auf unser aufblasbares Zweierkajak und fuhren voller Elan los. Der Beginn war vielversprechend. Es hatte eine leichte Strömung, ab und zu kleine Stromschnellen und auch die Landschaft am Ufer bot Abwechslung. Doch schon bald mussten wir feststellen, dass es mit der Strömung nun wohl vorbei ist. Das Aus- und wieder Einwässern bei den Flusskraftwerken war anstrengend. Wir hatten kein Wägeli und mussten unser Kajak zusammen mit dem Gepäck mit eigener Muskelkraft tragen. Gegen Ende des Tages mussten wir beim Tragen Verschnaufspausen einbauen! 🙈

Unser Kajak ist eher breit und hat eine sehr grosse Wasserauflage. Also nicht gerade ideal auf stehendem Gewässer. Wir mussten ziemlich fest paddeln um Vorwärtszukommen. Wir merkten bald, dass wir total naiv und richtige Greenhorns sind. Wir haben das Fahren mit dem Kajak auf der Aare total unterschätzt. Wir dachten wir fahren am ersten Tag locker bis nach Solothurn. 🤣😅 Weit gefehlt. Nach sechs Stunden paddeln, schweren Armen und müdem Kopf gingen wir beim Bielersee in der Nähe von Sulz ans Land. Wir fanden ein schönes Plätzchen inklusive öffentlicher Toilette. Müde und erschöpft legten wir uns schon bald ins Zelt und schliefen sofort ein.


Überraschenderweise hielt sich der Muskelkater am nächsten Morgen in Grenzen. Wir packten alles zusammen und fuhren frohen Mutes weiter. Als wir im Nidaukanal die Schleuse benutzen durften waren wir mega happy. Wir mussten nicht mühsam aus- und wieder einwassern und konnten gemütlich auf der Aare bleiben. Leider hatte die Aare hier noch viel weniger Strömung. Laut meinem GPS an meiner Uhr kamen wir ohne paddeln mit nur knapp 2 km/h vorwärts. Leider war ab Nidau die Landschaft auch nicht mehr wirklich schön. Die Aare wurde total begradigt, ein richtiger Kanal. Neben der Aare verläuft die Autobahn und von meditativem paddeln in der Stille wie tagszuvor konnten wir nur träumen. Das skurillste war, als wir bei Grenchen ein Schild sahen, dass wir uns in einem Naturschutzgebiet befänden. Genau dort verlief eine riesen Autobahnbrücke über die Aare und alle paar Sekunden flog ein Kleinflugzeug über unseren Kopf. Wie um Gotteswillen sollen sich hier Tiere wohlfühlen? 365 Tage à 24 Stunden herrscht dort Auto- und Fluglärm. Wir konnten es fast nicht fassen wie viele private Kleinflugzeuge uns beim Paddeln über den Kopf flogen. Und ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir wieder mal eine Avocado von Übersee leiste....


Wir entschieden uns noch bis Solothurn zu paddeln. Der ewige Lärm der Autobahn und der gerade Kanal machten den ganzen Abenteuercharme zunichte. Für unser nächstes Kajakabenteuer werden wir uns einen Fluss mit stärkerer Strömung, mehr Natur und Abwechslung aussuchen. Wir haben in den zwei Tagen 80 km zurückgelegt und super harmoniert. Roger war der Steuermann und ich habe so gut es ging gehorcht!! 😉


Es ist immer wieder schön, neue kleine Abenteuer zu starten und Neues auszuprobieren. Unglaublich wie privilegiert wir hier in der Schweiz sind. Man muss gar nicht weit reisen. Das Abenteuer wartet überall.


Pura vida

Cristina

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