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Cristina's Buchtipps #2

"Gute Bücher enden nicht mit der letzten Seite - sie begleiten dich ein Leben lang." Leider weiss ich nicht von wem dieses Zitat stammt? Auf alle Fälle trifft es voll auf meine Leseerfahrung zu und ich nehme aus vielen von mir gelesenen Büchern Dinge mit. Oft erlebe ich Situationen wo ich an einen Ausschnitt eines Buches denken muss, oder mir das Gelesene sogar hilft, die Situation besser zu bewältigen.

 

In dem Sinne hier vier Buchempfehlungen, welche ich während meiner Reise gelesen habe und die mich besonders berührt haben und mich tatsächlich immer wieder begleiten.

 

Bevor ich gehe - von Susan Spencer-Wendel

Susan ist eine erfolgreiche Journalistin, Mutter dreier Kinder und Ehefrau als sie plötzlich wie aus dem Nichts die niederschmetternde Diagnose ALS erhält. Die Ärzte geben ihr nach dem Auftreten der ersten Symptome noch drei bis fünf Jahre zu leben. Sie beginnt mit dem Schreiben ihrer Geschichte und nimmt sich vor, jeden Tag den sie noch hat zu geniessen und mit ihren Kindern, ihrem Mann und ihren engsten Freunden ein jeweils von dieser Person gewünschtes Erlebnis zusammen zu unternehmen. Sie schreibt wie die Krankeit ihr mit der Zeit immer wie mehr "Freiheiten" raubt. Sie, die unabängige Frau, muss sich plötzlich vom Ehemann in ganz persönlichen Handlungen im Alltag helfen lassen. Sie schreibt wie es sich anfühlt plötzlich nicht mehr selber essen zu können, wie der Körper nach und nach Funktionen verliert. Sie geht mit der Krankeit sehr offen um und schreibt dieses Buch, zuletzt noch mit einem Stift im Mund auf einem Tablet. Sie schildert die unvergesslichen Momente mit ihren Liebsten, wie Sie, schon schwer erkrankt, mit ihrem jüngsten Sohn mit Delfinen schwimmt. Etwas was er sich noch gewünscht hat. Sie widmet das Buch ihren Kindern, als Abschied und Erinnerung, für eine Zukunft ohne Mutter. Das Buch schliesst mit dem Zitat von Theodor Seuss Gabel: "Weine nicht weil es vorbei ist. Lächle, weil es passiert ist." 

 

Push - von Tommy Caldwell

Die Kletterer und Bergsteiger unter euch kennen den erfolgreichen amerikanischen Kletterer wahrscheinlich? Ein Mensch, der niemals aufgibt, egal wie aussichtslos die Situation gerade ist oder was für "Steine" ihm in den Weg gelegt werden. Er nimmt den Leser mit in seine Kindheit, wie er als unscheinbarer, kleiner und scheuer Junge mit dem Vater unzählige Abenteuer in den Bergen erlebt und in ihm die Liebe zum Klettersport entfacht. Wie er völlig aus dem Nichts als Amateur am ersten Kletterwettkampf teilnimmt und die ganze Elite das Nachsehen hat. Auch als er für einen Videodreh in Kirgisistan im August 2000, zusammen mit Beth Rodden, Jason Smith und dem Fotograf John Dickey von der Islamischen Turkestan-Partei entführt wird, zeigt er einen unglaublichen Überlebenswillen. Nach sechs Tagen in Gefangenschaft konnten sie sich befreien. Tommy schuppste den verbliebenen Bewacher der Entführergruppe über eine Klippe. Lange dachte er, dass dieser tot wäre, was ihn in Gewissenskonflikte stürzte und eine Weile  aus dem Konzept warf. Er zog sich zurück bis er erfuhr, dass der Entführer überlebt hatte. Seinen unaufhaltsamen Willen zeigt er schlussendlich bei der Durchsteigung der Dawn Wall am El Capitan im freien Stil. Eine 1'000 Meter hohe Wand mit 31 Seillängen. Ich konnte das Buch fast nicht weglegen. Die Geschichte ist so spannend geschrieben, man lebt richtig mit. Inspiriert bin ich auch von seinem minimalen Lebensstil und wie er mit vollem Herzblut seine Ziele verfolgt und niemals aufgibt. Und wie er trotz seinen riesen Erfolgen ein bodenständiger, sympathischer Typ geblieben ist.

 

Platzspitzbaby - von Michelle Halbheer

Vielleicht haben einige von euch den Film im Kino gesehen? Ich habe das Buch erst, nachdem ich den Film gesehen hatte, gelesen. Wie immer, ist das Buch tausendmal besser als der Film. Beim Lesen bin ich wirklich erschrocken was Michelle als Kind einer Drogensüchtigen alles durchmachen musste. Traurig der Umstand, dass ein Vater auch in der Schweiz immer noch nicht dieselben Rechte hat wie eine Mutter. Wie ihr Vater vergebens darum gekämpft hat, Michelle von der Drogensüchtigen Mutter weg- und zu sich zunehmen. Dies ist nur ein Beispiel von Vielen, welche dem Zuschauer im Film vorenthalten werden. Manchmal musste ich beim Lesen fast die Augen schliessen, weil die Zeilen mir so Nahe gingen. Michelle ist nur ein Beispiel von Vielen und leider gibt es auch in der Schweiz immer noch sehr viele Kinder, welche in ähnlichen Situationen aufwachsen müssen. Den grossen Lebenswillen, welchen Michelle zum Glück schon von klein auf in sich trug, half ihr diese schier unglaubliche Situation ertragen zu können und nicht auch selber in dieses Milieu abzustürzen. Nur wenige Kinder, welche in einer solchen Umgebung aufwachsen müssen, schaffen den Ausstieg. Ein Buch das wachrüttelt und wieder einmal zeigt welch ein Glück man hat, wenn man in eine liebevolle Familie hineingebohren wird und in einem behüteten Zuhause aufwachsen darf. Leider haben nicht alle dieses Glück, umso wichtiger ist es die Augen zu öffnen und Menschen, mit denen es das Schicksal weniger gut meinte, zu helfen. 

 

Ich bin auch Jonathan - von Jonny Fischer

Dieses Buch ist erst letzte Woche erschienen. Es war so spannend und so packend geschrieben, dass ich das Buch an nur einem Nachmittag beim Chillen an einem See in Spanien, gelesen habe. Ich kenne Jonny Fischer nur aus dem TV und habe ihn auch noch nie Live erlebt. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Jonny, der Komiker, eine derart haarsträubende Kindheit verbringen musste. Seine Eltern waren nicht Alkohol- oder Drogenabhängig, sondern radikal religiös. Er wuchs in einer Sekte, welche von seinem Vater gegründet und geführt wurde, auf. Er musste tagtäglich auf dem Hof schuften und wurde vom Vater geschlagen, weil er rebellisch war und ihm wurde eingetrichtert, dass er nutzlos sei und falls er sich nicht anstrenge nie in den Himmel komme. Wie ihn diese traurige Geschichte immer wieder einholte, auch als er mit seinem Bühnenpartner Manu als Duo Divertimento, grosse Erfolge feierte. Er schildert seine tiefsten Abgründe total ehrlich und lässt den Leser tief in sein Leben blicken. Er nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und die Autorin hat die Geschichte mit einem genialen Leitfaden zu einem Stück zusammengefügt. Jonny wird dabei immer wieder interviewt und auch seine engsten Bezugspersonen tragen ihren Teil zum Buch bei. Dieses Buch hat mir einmal mehr gezeigt, dass man nie hinter die Fassade eines Menschen sieht, auch wenn man vielleicht meint, diesen Menschen wirklich gut zu kennen. Danke Jonny für deine unglaubliche Offenheit!

 

 

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