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Neuer Lebensabschnitt

Einige von euch haben es wahrscheinlich bereits mitbekommen, alle anderen erfahren es jetzt. Seit 1. Juli 2024 sind Roger und ich stolze Besitzer eines Eigenheims mit viel Umschwung. Bereits seit letztem November habe ich mich im Internet immer wieder nach einem kleinen Haus, etwas abgelegen und ohne Nachbarn, im Oberwallis umgeschaut. Im Goms ist alles viel zu teuer und für uns unerschwinglich und eine Eigentumswohnung mit Stockwerkeigentum kam für uns beide nicht in Frage. Weil wie man so schön sagt, ein Arschloch hast du dann immer als Nachbarn und wer mich kennt, weiss, dass ich mir nicht sagen lasse wie ich zu leben habe. Und wenn ich meine verschwitzten, nassen Velokleider draussen zum Trocknen an der Sonne aufhänge, dann geht das Niemanden etwas an. Ja, im Goms schien ich mit meiner Art, meinem Lebenswandel und meinen Grundwerten nicht überall auf Gegenliebe zu stossen. Umso besser, haben wir in einem dritten Anlauf ein absolutes Bijou gefunden. Ich hatte nach einer erneuten Ernüchterung im April dieses Jahres die Hoffnung nach einem Eigenheim bereits aufgegeben. Roger, mit seiner positiven Einstellung meinte damals nur: alle guten Dinge sind drei. Er sollte recht behalten.

 

Am 19. April konnten wir dieses autarke Walliserhaus in einem kleinen Weiler in der Nähe von Ausserberg besichtigen. Es gab bereits viele Interessenten und die Maklerin hat mir von Anfang an keine grossen Hoffnungen gemacht. Als wir das Haus, den riesen Umschwung mit Obstbäumen, Pflanzen und Wald etc. besichtigten, hatten wir uns beide sofort verliebt. Uns war klar, dieses Anwesen müssen wir haben. Zum Glück hatten wir wegen eines anderen Objekts bereits die Raiffeisen-Bank Visp in der Pipeline. Die Maklerin meinte, dass die anderen Interessenten alle noch in Abklärungen seien und die meisten das Haus komplett umbauen und an das öffentliche Strom- und Abwassernetz anschliessen möchten. Für uns hingegen wäre es ein Traum, möglichst autark leben zu können. Roger telefonierte nach der Besichtigung direkt mit dem Banker und da der Banker den Wert der Lage etc. als Walliser kennt, bekamen wir noch am selben Tag die Zusage zur Finanzierung der Raiffeisen Bank in Visp. Wir konnten uns also direkt bewerben. Die Maklerin hat uns dann dem Verkäufer vorgeschlagen. Dieser weilte mit seiner Tochter auf einer Reise in Schottland. Weil er die Liebe fürs Reisen und das einfache und unkomplizierte Leben mit uns teilt, konnte er sich uns beide als Nachfolger in seinem mit viel Liebe aufgebauten Bijou wohl vorstellen. So konnten wir unser Glück kaum fassen, als wir bereits einen Tag nach der Besichtigung auch die Zusage des Verkäufers erhielten. 

 

Was ein Hauskauf dann noch so alles für Geduldsproben mit sich bringen würde, konnten wir uns vorher nicht vorstellen. Roger hat das Meiste mit dem Makler, dem Verkäufer und der Bank geregelt. Ich war oft wie auf Nadeln. Hatte ich doch immer Angst, dass aus irgendeinem Grund, uns Jemand anderes mit viel Geld das Haus doch noch wegschnappen würde. Oder, dass wieder irgendetwas wegen irgend einem Gesetz oder einer Richtlinie seitens Kanton nicht klappen sollte. Auch der Verkäufer hat viele Nerven gebraucht. Da das Grundstück über viele, einzelne Parzellen verfügt und alles im Grundbuchamt eingetragen werden muss, gab es immer wieder Abklärungen seitens Verkäufer zu machen. Schlussendlich konnten wir den Kaufvertrag beim Notar in Brig am Freitag, 14. Juni zusammen mit dem Verkäufer unterschreiben. Der erste wichtige Meilenstein war somit erledigt. Die Bank hat unsere Eigenmittel sowie das Geld der Hypothek an den Notar überwiesen, und dieser alles für die Übertragung im Grundbuchamt weitergeleitet. Letzte Woche bekamen wir nun alle Auszüge aus dem Grundbuchamt inklusive aller Schlussrechnungen für die Aufwände des Notars und des Kantons. Wer schon mal ein Haus gekauft hat, weiss, dass einem solche Rechnungen aus den Socken hauen!! 😅 Zum Glück hat Roger gut kalkuliert und die Kosten waren schlussendlich tiefer als auf was wir uns eingestellt hatten. So haben wir sozusagen etwas Geld für die weiteren Umbau-Investitionen gespart! 

 

Gestern haben wir unseren Sämi mit unseren Sportmaterialen, Büchern und sonstigen Dingen vollgepackt und sind in Richtung neues Zuhause losgefahren. Den Tag starteten wir mit einem leckeren Bäckerfrühstück im Kaffeeklatsch in Brig. Leckere Croissants, super feines selbstgebackenes Brot und Züpfe, Käse, Fleisch und feines Birchermüesli zusammen mit einem grossen Cappuccino!! Und das alles zu einem fairen Preis-Leistungsverhältnis. Endlich gibts auch in Brig ein gemütliches, alternatives Café an einer ruhigen Ecke in der Altstadt. Einen Besuch können wir wärmstens empfehlen. Auch die Bedienung ist super freundlich und für alle Männer: sehr attraktive Frauen!! 🙃

 

Nach dem herrlichen Frühstück fuhren wir mit Sämi weiter zu unserem Bijou. Zum Glück ist Roger gefahren. Da wir etwas abgelegen in einem kleinen Weiler wohnen, führt ein enges und steiles Strässchen (25 %) bis ca. 100 Meter vors Haus. Der Parkplatz ist aber genügend gross für Sämi und Roger kann dort sogar mit ein paar mal hin- und herfahren gut wenden. Diese Manöver überlasse ich lieber Roger, ich traue mir solche Sachen nicht zu und bekomme immer Schweissausbrüche. Bei mir trifft der Spruch: "Frau am Steuer - ungeheuer" - nämlich durchaus zu. 

 

Neben den beiden Gebäuden und dem vielen Land haben wir noch den gesamten Hausrat übernommen. Da ich bis jetzt keine eigenen Möbel besass, waren wir froh, dass wir das Bett, die Schränke, das Sofa und und und gleich übernehmen konnten. Der Verkäufer hat sich nämlich einen Traum erfüllt und einen Jeep mit Wohnmobilaufsatz gekauft und plant die nächste Jahre auf Reisen durch die weite Welt zu verbringen. Neben den Möbeln besitzen wir nun auch noch eine komplette Werkstatt, einen Bagger, drei Motorsägen, zwei Häckselmaschinen, einen Betonmischer und unzählige weitere Maschinen und Geräte wo wir zuerst mal herausfinden müssen wie man diese bedient und was man alles damit machen kann. Es ist nicht einfach ein gewöhnliches, 0815 Eigenheim, nein es ist ein Lebensprojekt. Ein Traum für uns beide in den wir nun langsam hineinwachsen werden. Es gibt immer etwas zu tun. Was wir alles für Beeren, Früchte, Kräuter etc. haben müssen wir auch herausfinden. Zum Glück gibt es Google und ich habe ein paar Freundinnen die sich mit Gartenarbeit bestens auskennen und mich unterstützen werden. Und Roger hat beim Selbstausbau unseres Sämis bereits sein handwerkliches Geschick unter Beweis gestellt. Jetzt heisst es zuerst mal ankommen, einen Überblick gewinnen und dann Schrittweise gewisse Umbauten in Angriff nehmen. Auch dürfen wir weiterhin auf die Hilfe des Verkäufers und seine grosse Erfahrung zählen. Er hat uns auch eine Bauplanerin und einen Handwerker empfohlen, welche ihn bereits bei seinen Arbeiten unterstützt hatten. 

 

Ja, ich bin sesshaft geworden, oder bin es am werden. Doch was heisst schon sesshaft? Wir werden bestimmt in ein paar Jahren wieder auf eine längere Reise aufbrechen. Wenn alles soweit ausgebaut ist, dass wir unser Haus sowie das zweite Haus vermieten können. Dann können wir nämlich während dem Reisen von den Mieteinnahmen leben und haben gleichzeitig Menschen die unser Bijou mit Garten pflegen und hegen. 

 

Den Weiler teilen wir uns mit einer Bio-Bäuerin und einer weiteren Frau, welche eines der Häuschen umgebaut hat. Die Abgeschiedenheit, die wilde Natur, die Stille und die Einfachheit dieses Bijou sind unbeschreiblich. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass das alles jetzt uns gehört. Das wird wohl noch einige Tage und Wochen dauern. Aktuell leben wir zwischen Blitzingen und dem Weiler. Für die Wohnung in Blitzingen haben wir per 1. September einen Nachmieter gefunden. Da ich auch weiterhin im Goms arbeiten werde, bin ich froh, dass ich bis Ende August noch eine Schlafmöglichkeit im Goms habe. Roger bleibt weiterhin unter der Woche in seiner Einzimmerwohnung in Basel und behält seinen Job an seiner Schule. An unserem Zusammenleben und der Fernbeziehung wird sich nichts ändern, ausser dass wir unseren gemeinsamen Wohnsitz nun nicht mehr in Blitzingen sondern im Weiler Dorna haben. 

 

Wir sind gespannt was die Zukunft bringen wird und freuen uns auf diesen riesen grossen neuen Lebensabschnitt. Und wer uns im Garten, beim Umbau oder wie auch immer unterstützen möchte, ist herzlich willkommen. Platz für Gäste haben wir reichlich. Aber nur, wenn es dich nicht stört mit wenig Strom, nur mit Holz-Ofenheizung sowie einer Outdoordusche mit kaltem Wasser auszukommen. Unsere eigene Bio-Kläranlage ist ausgelegt für 10 Wohneinheiten, das WC kann man also ungeniert auch mehrmals täglich benutzen! ;-)

 

Unser Outdoor-Pizzaofen, die gemütliche Terrasse und der grosse Garten, das Zwitschern der Vögel, das Summen der Insekten, der frische Wind und der feine Duft der Natur laden zum Verweilen und zu sich kommen ein. Für Meditation, Yoga, Home-Office und Entkommen der Hektik der Stadt und Businesswelt ist unser Bijou die ideale Oase. 

 

Pura vida

Cristina

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Kommentare: 1
  • #1

    Kusi (Montag, 08 Juli 2024 16:47)

    Da Gratulliere ig Euch doch ganz härzlech