Nach unseren Ferien in Spanien erreichen wir am Samstagmittag unsere Villa Kunterbunt. Bereits auf der engen und steilen Zufahrtsstrasse zeigt sich uns das Ausmass der Schäden des Wintereinbruchs vom 17. April. Auch auf unserem Grundstück hat der viele und vor allem schwere und nasse Schnee seine Spuren hinterlassen. Zwei Bäume sind umgekippt, bei einer Lärche fehlt die Krone und alle anderen Bäume haben teilweise massive Verluste von Ästen zu beklagen. Unsere Pergola ist nicht mehr da und beim Gewächshaus hat es vier Scheiben verdrückt. Doch Hauptsache, das Wohnhaus und unser Burgerhaus stehen noch da und haben keine Schäden davongetragen.
Eltern-Power aus Sisseln: schneller als der Sturm
Wie es aussehen würde, wenn Rogers Eltern nicht bereits seit Dienstag jeden Tagen von morgens bis abends geholzt, gesägt, aufgeräumt und den Garten neu bepflanzt hätten, das können wir nur dank des Videos von Rogers Vater erahnen und dies alles aus absoluter Eigeninitiative. Wir haben ihnen nur gesagt, dass wir zwei Wochen weg sind und sie gerne Ferien in unserer Villa machen dürfen. Dass es dann Arbeitsferien werden würden, war natürlich nicht so gedacht. Ohne die beiden würden wir auf alle Fälle noch nicht da stehen, wo wir jetzt stehen. Die Bäume sind zurückgeschnitten, die kaputten Äste etc. fast alles entfernt und der Garten mehr oder weniger wieder ziemlich gut aufgeräumt. Nur die Pergola liegt noch zerdrückt und demoliert im Garten. Ich bin ehrlich gesagt sogar froh, weil mir die Pergola ein Dorn im Auge war. Auf mich wirken Pergolas ziemlich "bünzlig" und ich mag es nicht, wenn zu viele Dinge rumstehen, die wir sowieso nicht nutzen.
Alles Corona, oder was?
Bereits die letzte Nacht im Sämi, irgendwo an einer Raststätte in Frankreich, kurz vor der Schweizer Grenze, verbringe ich schwitzend und mit Gliederschmerzen. Kein gutes Zeichen. Ist es meine Psyche, weil das Nomadenleben bereits wieder vorbei ist und ich zurück zur Arbeit muss? Oder ist es, wie Roger meint, Corona? Nach dem Ankommen, Einräumen, Velo putzen und ersten Arbeiten im Garten lege ich mich total erschöpft aufs Sofa. Ich friere, obwohl es 20 Grad sind, habe starke Kopfschmerzen und einen Kopf der sich wie eine Glühbirne anfühlt. Mitten in der Nacht stehe ich auf, total durchnässt vom Schwitzen, mit pochendem Kopf und zittrigen Beinen. Ich wechsle das Nachthemd samt Duvet und lege mich wieder hin. Am Morgen schaffe ich es "häpp - chläpp" auf meine Beine. Den Cappuccino, welchen ich normalerweise liebe, spucke ich gleich wieder aus. Den Sonntag verbringe ich im Bett und Roger beim Arbeiten im Garten. Am Montagmorgen muss Roger zurück nach Basel und ich arbeite so gut es geht im Home-Office. Draussen ist es 20 Grad und Sonnenschein pur. Mein Geschmacksinn ist teilweise weg, Cappuccino vertrag ich nicht mehr, ich habe erhöhte Temperatur, furchtbare Glieder- und Kopfschmerzen und nehme Gerüche noch viel intensiver wahr als ich es ohnehin schon tue. Irgendwie mogle ich mich durch den Tag.
Von der Vision zur Wirklichkeit: Der Bau nimmt Form an
Es ist bereits Donnerstag, 1. Mai. Tag der Arbeit im Wallis, Schulfrei in Baselland. Roger ist wieder da und übernimmt das Treffen mit unserer Bauplanerin und den Handwerkern. Unser Baugesuch für den Um- und Anbau am bestehenden Wohnhaus, also unserer Villa Kunterbunt, wurde bewilligt. Ein Hoch auf die effiziente und tolle Arbeit unserer Gemeinde. Alles verlief reibungslos und auf unsere Fragen bekommen wir immer umgehend eine kompetente und uns weiterbringende Antwort. Ich habe berufliche Meetings, überlasse das Treffen und die Besprechung für den Baustart aber gerne Roger. Unsere Vision und Vorstellung sind dieselben und unsere Ideen bringen uns gemeinsam weiter. Meine Ungeduld wäre bei einem solchen Treffen sowieso hinderlich. Mir kann es jeweils nicht schnell genug gehen und wenn zu viel Smalltalk gemacht wird, werde ich nervös und ranzig. Zeit ist Geld und über Nonsens sprechen können die Leute dann im Altersheim:-) Ich will Fakten, Entscheidungen und kein unnötiges Blabla. Roger macht die Verhandlungen und ich dann beim Umbau den Druck, wenn es mal nicht vorwärtsgehen sollte:-) Glück haben wir mit unserer Bauplanerin, sie hat viele kreative Ideen, denkt mit und hat alles im Griff. Sie kennt uns, unsere Bedürfnisse und versucht Material, welches auf unserem Grundstück herumliegt, wie z. B. alte Fenster, in den Umbau aufzunehmen. Wir wollen möglichst wenig neu anschaffen, das vorhandene Holz, etc. verwenden und alten Sachen ein neues Leben einhauchen.
Unser Elektriker traf fast der Schlag. Die alten Verkabelungen und Anschlüsse sind nicht mehr zeitgemäss und würden eine "TÜV-Prüfung" wohl nicht überstehen. Da wir aber sowieso eine komplett neue Solaranlage inkl. Umwandler, Anschlüssen etc. installieren, werden wir auch diese Altlasten irgendwann über Bord werfen können. Roger hat bei den Handwerkern ein gutes Gefühl und wir haben von allen eine Zusage erhalten. Der Schreiner und der Maurer sind Vater und Sohn und beide als Selbständigerwerbende flexibel unterwegs. Beiden dürfen Roger und ich als Hilfsassistenten zur Seite stehen und alles was wir selbst bauen können, machen wir selbst.
Spatenstich ins Glück
Mit meiner Gesundheit geht's stetig aufwärts und so verbringen wir unser gemeinsames Wochenende im Garten. Mit einem "Elfischutz" stossen wir auf die Baubewilligung an und zelebrieren den offiziellen Spatenstich. Jeder Pickelschlag, jeder Stein, jede Schaufel mit Schutt und jede volle Schubkarre bringen uns unserem Traum ein Stück näher. Das Arbeiten ist streng. Beim Buddeln und Wegräumen der alten Mauer läuft uns ein Schauder über den Rücken, als wir einen schwarzen, gefüllten Müllsack entdecken. Keine zwei Tage ist es her, als wir uns auf Netflix, eine True Crime Story "American Murder" angesehen haben. In Dieser hat der Vater seine Tochter umgebracht und im Garten verlocht. Erst 30 Jahre später kam diese Gräueltat durch einen Zufall ans Tageslicht. Zum Glück ist der Sack nicht mit Knochen, dafür mit altem Isolationsmaterial befüllt. Ein Bund 100er Noten wäre die schönere Überraschung gewesen! Die ersten Grundsteine sind gelegt, damit unser Maurer die alte Mauer zu unserer zukünftigen Sportgarage aufmauern kann. Ich würde natürlich am liebsten gleich nächste Woche mit dem Maurer zusammen anfangen. Deshalb ist auch hier Roger für die Terminabsprache zuständig. Ich will unsere Handwerker nicht mit meiner Ungeduld vergraulen, sondern freue mich, selbst mithelfen zu dürfen und neben dem Holzen auch das Handwerk vom Maurern und Zimmern ein Stück weit lernen zu können.
Nebst der körperlichen Betätigung gefällt mir zu sehen, was man gemeinsam an einem Wochenende alles erreichen kann. Ich kann die Veränderung sehen, ich sehe was wir eigenhändig beisteuern, wie wir gemeinsam unsere Träume verwirklichen können und wie wir beide beim Arbeiten harmonieren und uns gegenseitig freie Hand lassen.
Wir bauen, wir träumen, wir teilen – danke, dass ihr dabei seid. Fortsetzung folgt!
Pura vida
Cristina
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Steven (Sonntag, 04 Mai 2025 17:50)
Da wartut vill Arbeit. Aber umsomee chaschus gniessu wenns fertig isch��