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Buchempfehlungen für Leseratten

Seit meinen letzten Buchempfehlungen habe ich wieder unzählige Bücher verschlungen. Besonders jetzt, während des Reisens, habe ich viel Zeit, mich meinem Hobby zu widmen. Bei unserem Hauskauf haben wir neben Haus, Umschwung, einer kompletten Werkstatt, allen Möbeln und viel Plunder auch eine riesige Bibliothek mitgeerbt. Zusammen mit meiner Schwester habe ich die Bücher alphabetisch nach den Nachnamen der Autorinnen und Autoren sortiert. Doppelte Exemplare sowie Bücher, in deren Titeln zu viele Engel, Jesus oder andere Glaubensrichtungen vorkamen, habe ich aussortiert und in Büchertauschbibliotheken in Goms, Visp, Thun und Basel verteilt.

 

Auf meine Reise habe ich einige Bücher mitgenommen, drei davon aber schon nach den ersten Seiten wieder weitergegeben. Hier möchte ich euch eine kleine Auswahl meiner Lektüren der letzten Wochen vorstellen: persönlich, ehrlich und ganz ohne Anspruch auf Objektivität.

 

Weltwandlerinnen – von Pauline Picker

Dieses Buch habe ich in meinem letzten Blog bereits erwähnt, weil ich es mir kurz vor der Abreise extra in physischer Form gekauft habe, entdeckt übrigens zufällig in der Transafiliale in Bern. Pauline Picker nimmt uns mit auf ihre persönliche Reise – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie erzählt von ihrer Kindheit voller Abenteuer, von ihrem Drang nach Freiheit und davon, wie sie als Erwachsene immer wieder aufbricht, um die Welt zu entdecken. Dabei porträtiert sie zwölf weitere Frauen, die abseits gesellschaftlicher Erwartungen leben und ihren eigenen Weg gehen, ob auf Segelbooten, zu Fuss oder im Van. „Weltwandlerinnen“ ist kein feministisches Manifest, sondern ein inspirierendes Buch über Mut, Selbstbestimmung und das Vertrauen ins eigene Herz und eigene Tun. Ich fand es sehr motivierend. Ein Buch, das dazu ermutigt, weniger zu zweifeln und mehr zu leben.

 

Gleis 4 – von Franz Hohler

Ein Buch aus unserer geerbten Bibliothek und was für eines! Ich hatte beim Lesen ständig das Gefühl, die Geschichte zu kennen, ohne mich an das Ende zu erinnern. Vielleicht habe ich es schon einmal in der Schulzeit gelesen. Franz Hohler ist ein Meister der präzisen Sprache. Mit wenigen Worten schafft er es, ganze Bilder in den Kopf zu malen. Die Geschichte beginnt harmlos: Eine Frau beobachtet am Bahnhof den plötzlichen Tod eines Mannes und findet sich bald in einem Netz aus Geheimnissen wieder. Der Roman spielt im modernen Zürich, öffnet aber auch ein Fenster in die dunkle Vergangenheit der Verdingkinder. Packend, schnörkellos und bis zum Schluss fesselnd. Mein Verdacht hat sich am Ende bestätigt und trotzdem war ich überrascht.

 

Lila, Lila – von Martin Suter

Von Martin Suter habe ich fast alles gelesen und „Lila, Lila“ war eine kleine Wiederentdeckung. Ich konnte mich nicht mehr ans Ende erinnern und das zweite Lesen hat sich definitiv gelohnt. Der junge Barkeeper David verliebt sich unsterblich in Marie. Um sie zu beeindrucken, gibt er ein gefundenes Manuskript als sein eigenes Werk aus und verstrickt sich damit immer tiefer in ein Netz aus Lügen. Suters Schreibstil ist wie immer elegant, glasklar und brillant. Beim Lesen möchte man David am liebsten schütteln und kann doch nicht aufhören, mitzufiebern. Ein typischer Suter: präzise, spannend und mit einem Ende, das vieles offen lässt.

 

The Serial Killer’s Wife – von Alice Hunter

Dieses englische Buch habe ich in einem Büchertauschregal in Los Cristianos entdeckt und es hat mich von Anfang an gepackt. Alice Hunter, selbst Psychologin in einem Gefängnis für Schwerverbrecher, schreibt mit eindrücklicher Spannung. Die Geschichte dreht sich um eine scheinbar perfekte Familie in einem englischen Dorf, bis der Ehemann plötzlich wegen Mordverdacht an seiner Ex-Freundin verhaftet wird. Kapitel für Kapitel wechseln die Perspektiven: Frau, Mann, Opfer. Die Sprache ist klar und auch in einer Fremdsprache für mich gut verständlich. Ein psychologischer Thriller, der zeigt, wie wenig wir selbst über Menschen wissen, die wir zu kennen glauben. Das Ende? Unvorhersehbar, clever und leicht verstörend.

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