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Eintauchen in andere Welten – meine Lesetipps

Ich wusste gar nicht, dass mir neben Biografien, Krimis und Thrillern auch Romane gefallen. Weil ich alleine unterwegs bin, ab und zu Albträume habe und nachts sowie im Finstern manchmal Angst empfinde, habe ich mir aus unserer Bibliothek für diese Reise ausschliesslich Romane und Schnulzen eingepackt. Auch unterwegs habe ich in den Büchertauschecken jeweils nur Romane mitgenommen, nicht, dass ich wegen Büchern schlaflose Nächte verbringen muss. Dank dem habe ich neue Autoren und ein neues Genre entdeckt – und Gefallen daran gefunden. Seit meinem letzten Büchertipp habe ich wieder vier neue Bücher gelesen, die ich ohne schlechtes Gewissen weiterempfehlen kann:

 

Liebes Leid und Lust – Amelie Fried

Dieses Buch habe ich beim Büchertauschecken im Spettacolo am Bahnhof in Thun, kurz vor meiner Abreise, entdeckt und für die Reise eingepackt. Der Roman handelt von Hanna. Hanna, 25-jährig, ist Schauspielerin und wohnt mit ihrem Stiefbruder, mit dem sie seit ihrem dreizehnten Lebensjahr mehr als nur eine Freundschaft verbindet, in einer alten Bruchbude. Hanna spielt mit den Gefühlen anderer – bis sie die Liebe trifft. André ist ihr Psychotherapeut, der ihr bei der Bewältigung eines Traumas aus der Kindheit hilft. Die beiden beginnen eine von Leidenschaft, Sehnsucht und Liebe getriebene Affäre. Am Ende droht beiden, alles zu verlieren, und Hanna erkennt, dass das Leben kein Theaterstück ist. Das Buch ist von Anfang bis Ende durchdacht, spannend und aufregend – und so nah am echten Leben. Keine Schnulze und kein Hollywood-Ende. Ich habe das Buch im Nu verschlungen; es gab keine langweiligen Passagen.

 

Wir kennen uns doch kaum – Max Küng

Ein Roman des Schweizer Schriftstellers Max Küng. Eine Geschichte über Moritz. Moritz arbeitet als freier Redaktor für das Käseblatt der kleinen Stadt am Rhein. Über seine beste Freundin lernt er Meta kennen.

Durch einen blöden Zufall verpassen sie sich beim geplanten Date. Er beginnt, ihr E-Mails zu schreiben. Meta ist Künstlerin und lebt mit ihrem Freund in Berlin. Sie schreibt zurück. Zuerst über E-Mail, dann werden die Nachrichten regelmässiger, und sie beginnen, sich SMS zu schreiben – in einem Monat bis zu 837 Stück.

Nach einem Jahr, ohne sich je am Telefon gesprochen oder ein Foto ausgetauscht zu haben, treffen sie sich in Berlin. Moritz bucht ein Hotelzimmer und schickt ihr per SMS die Zimmernummer. Sie klopft – er öffnet – und beide sind wie gelähmt.

Eine rührende Geschichte, die einen zurück in die Anfangszeiten der ersten Nokia-Handys und Chatrooms katapultiert. An den Schreibstil musste ich mich zuerst gewöhnen, doch die direkte, kein-Blatt-vor-den-Mund-nehmende Art hat mir gefallen – und das Leben der Protagonisten sowieso.

 

Endlich – Ildikó von Kürthy

Diesen Roman habe ich in einer Bücherbox an der Punta del Hidalgo auf Teneriffa gefunden. Beim Durchblättern des Taschenbuchs sind mir die farbigen Illustrationen ins Auge gefallen – sie gaben den Ausschlag, dass ich das Buch mitgenommen habe.

Die Schriftstellerin war mir bis dahin noch nicht bekannt. Der Roman dreht sich um die Texterin Vera. Gerade vierzig Jahre alt geworden, lebt sie in einer langweiligen Ehe mit ihrem Mann Karsten in einem ländlichen Dorf in Deutschland. Sie versuchen seit Jahren, ein Kind zu bekommen – bisher ohne Erfolg.

Sie hat sich mit ihrem Leben arrangiert, bis sie in der Kinderwunschklinik auf Johanna trifft. Johanna, blond, gross, attraktiv und mit einem viel älteren Mann verheiratet, wird sofort schwanger. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, verbindet aber bald eine tiefe, enge Freundschaft.

Bis Vera – als sie mit Johanna für fünf Wochen verreist – per Zufall mitbekommt, dass ihr Mann sie betrügt. Sie nimmt ihr langweiliges Leben nun selbst in die Hand, besucht ein Seminar *„Nackt besser aussehen“* und wacht am Morgen danach nicht alleine auf.

Zum Ende bekommt sie genau das, was sie sich immer gewünscht hat.

Ein lustiger, aus dem echten Leben gegriffener Frauenroman. Der Schreibstil von Ildikó von Kürthy ist schamlos, direkt und echt. Ich persönlich ticke als Frau völlig anders als Vera, trotzdem fand ich die Geschichte von A bis Z spannend und authentisch. Ich habe mir für die Rückreise mit der Fähre zwei weitere Romane von ihr auf meinen E-Reader heruntergeladen. Eine super Gute-Nacht-Geschichte – ohne langweiliges Hollywood-Happy-End.

 

Sechs Jahre – Charlotte Link

Dieses Buch stammt aus dem Fundus unserer geerbten Bibliothek. Auch von Charlotte Link habe ich bisher noch kein Buch gelesen. In unserer Bibliothek stehen aber noch mindestens zehn weitere Bücher von ihr, die ich nach dieser Geschichte bestimmt ebenfalls lesen werde.

Für einmal kein Roman, sondern eine wahre Geschichte. Charlotte Link berichtet von der Krankheit und dem Sterben ihrer Schwester Franziska. Franziska ist soeben 41 Jahre alt geworden, als die Ärzte einen Tumor und Ableger in der Lunge entdecken. *Noch ein Jahr*, sagen die Ärzte – am Ende sind es sechs.

Sie gibt in diesem Buch tiefe Einblicke in ihr eigenes Leben und schildert die jahrelange, präsente Angst, ihren engsten Menschen zu verlieren. Sie beschreibt den Klinikalltag in Deutschland, dem sich Krebspatienten und deren Angehörige ausgesetzt sehen. Sie berichtet von grossartigen, empathischen Ärzten, aber auch von einigen, deren Verhalten einen erschaudern lässt. Bis zum Ende kämpft sie für das Leben ihrer Schwester. Ein sehr berührendes, persönliches und ergreifendes Buch.

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