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Heimkommen und dankbar über so viel Glück

Ich bin zurück in der Schweiz – vom Sommer direkt in den Winter. Aktuell sitze ich bei Kerzenlicht in unserer Küche. Das Feuer im Ofen brennt und knackt und sorgt für eine heimelige und romantische Stimmung. Meine Rückreise verlief ohne Zwischenfall, und ich habe die 2'000 Kilometer mit Sämi von Cádiz zurück ins Wallis nonstop mit einem vierstündigen Powernap hinter mich gebracht! In Spanien teilweise bei strömendem Regen und Gewitter, in Frankreich bei starkem Wind – und kaum im Wallis angekommen, schlug mein Herz sofort höher, als ich die wie mit Puderzucker bedeckten Berge erblickte. Das Timing war perfekt, und ich konnte Roger in Visp am Bahnhof in Empfang nehmen. Er fuhr unseren Sämi bis zu unserem kleinen Paradies. Die letzten 300 Meter über die steile, enge und ausgesetzte Strasse sowie die enge 180-Grad-Kurve traue ich mir mit Sämi nicht zu. Da sitzt ein Trauma aus meiner Kindheit noch zu fest in meinen Knochen! ;-)

 

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sich das Nachhausekommen angefühlt hat. Ein ganz neues Gefühl für mich. Ich habe mich noch nie an einem Ort so zu Hause gefühlt wie hier. Als ich die Haustür öffnete und den altbekannten Geruch von Holz und unserem Zuhause einatmete, fühlte ich mich einfach nur wohl und geborgen. Als Erstes machte Roger mit mir eine Führung über unser Grundstück und zeigte mir all die Dinge, die während der zwei Monate neu entstanden sind. Unglaublich, was Roger zusammen mit seinem Vater sowie weiteren helfenden Händen alles umgebaut hat.

 

Ein weiteres Highlight ist, dass unser Baugesuch für den Umbau unseres zweiten Gebäudes in ein Tinyhouse bewilligt wurde. Die Baubewilligung ist während meiner Abwesenheit per Post eingetroffen. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass mein jahrelanger Wunsch nach einem Tinyhouse tatsächlich in den nächsten zwei, drei Jahren in Erfüllung gehen könnte! Wir dürfen das alte Gebäude, in dem sich aktuell unsere Werkstatt befindet, umbauen. Es wird ein herziges, kleines Bijou werden – und auch bei diesem Projekt haben wir beide dieselben Vorstellungen und Wünsche. Der Eingang wird sich im Kellergeschoss (nur teilweise unterirdisch im Hang) befinden. Ein kleines Bad und die Garderobe runden das Untergeschoss ab. Eine Holztreppe wird nach oben führen. Im Wohnbereich (ca. 20 m²) werden wir eine ganz kleine Küche, eine Lounge, ein kleines Büro-Eck sowie einen grossen Holzofen zentral in der Mitte als Heizung einbauen. Auf einer kleinen Galerie werden wir unser Schlafgemach einrichten. Klein, aber fein. Alles übersichtlich in einem Raum – ohne viel Schnickschnack, dafür heimelig mit viel Holz. Ich kann es kaum erwarten und freue mich extrem darauf, in ein paar Jahren endlich in einem Tinyhouse wohnen zu können. Unser aktuelles Wohnhaus (das bis dann fertig umgebaut sein wird) werde ich tage- oder wochenweise als Ganzes oder einzelne Zimmer über Airbnb vermieten. Ich habe ein paar coole Ideen, und mal sehen, was da noch alles kommt. Bis es soweit ist, wird noch einige Zeit verstreichen. Wie wir aus dem aktuellen Umbau gelernt haben, dauert alles länger als man denkt, und es folgen viele Überraschungen, Umwege und Abzweigungen, die man im Voraus einfach nicht kennt. Aber schlussendlich kommt alles, wie es kommen muss – und es kommt immer gut.

 

Dass ich nach dem Leben im Bus zu Hause noch rustikaler leben würde, hätte ich bei meiner Rückreise nicht gedacht. Doch kaum zurück, ist unsere Solaranlage ausgestiegen. Und da wir nicht am Stromnetz angeschlossen sind, haben wir aktuell keinen Strom. Woran es liegt, können wir nicht sagen, da wir uns beide mit Elektrizität oder Solaranlagen überhaupt nicht auskennen. Und weil die Anlage uralt und ein ziemliches Gebastel ist, ist es auch nicht leicht, jemanden zu finden, der uns weiterhelfen kann. Eine neue Anlage haben wir bereits vor einigen Monaten offerieren und in Auftrag geben lassen. Auch die Baubewilligung ist vorhanden. Doch wie es so ist, wenn man sich auf andere Menschen verlässt und nicht immer wieder nachfragt und Druck macht, verläuft alles irgendwo im Sand, und es passiert einfach nichts. Geplant war, dass die neue Anlage diesen Herbst steht. Doch wie so oft kommt es anders als man denkt – und meistens fällt ja dann auch noch die alte Anlage aus.

Lustigerweise rege ich mich überhaupt nicht auf. Ich mache es wie die Tiere und passe mich einfach der Umgebung und den Gegebenheiten an. Seit drei Tagen bewege ich mich am Abend und Morgen mit der Stirnlampe durchs Haus und lese meine Bücher bei Kerzenlicht. Die wenigen Lebensmittel, die wir im Kühlschrank hatten, habe ich in eine Box gepackt und nach draussen auf die Terrasse gestellt. Eine Kühltruhe besitzen wir sowieso nicht, und die paar Lebensmittel, die noch im Gefrierfach waren, werden wir in den nächsten Tagen essen. Mein Handy und den Laptop kann ich mit der externen Batterie laden, die wir im Sämi dabei haben. Diese Batterie wiederum kann ich mit dem dazugehörigen Solarpanel laden. Seit meiner Reise bin ich es sowieso gewohnt, den Kaffee schwarz zu trinken, und deshalb vermisse ich den Milchschäumer für einen Cappuccino auch nicht wirklich. Das Einzige, auf das ich mich gefreut hatte, war mein Nutribullet. Zu Hause habe ich mir zum Frühstück immer einen Protein-Smoothie mit Früchten, Nüssen, Kernen und Proteinpulver gemacht. Jetzt gibt es halt weiterhin ein Müesli – wie auf der Reise. Einen TV, Radio etc. besitzen wir sowieso nicht, und kochen können wir mit Gas, und heizen tun wir nur mit dem Holzofen. Auch Warmwasser hatten wir noch nie und eine Dusche auch nicht. Schliesslich kann man sich an alles gewöhnen, und es zeigt mir wieder einmal, wie verwöhnt wir hier in der Schweiz sind. Hauptsache, ich habe ein Dach über dem Kopf, eine warme Stube und liebe Menschen um mich.

 

Aber falls jemand jemanden kennt, der sich mit alten, autarken Solarsystemen auskennt und Lust hat, uns zu helfen, darf er oder sie sich natürlich gerne bei mir melden.

 

 

Pura vida

Cristina

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